Nordstrand

Ich bewunderte die Schönheit dieses Ortes. Alles hier war vollkommen. Einschließlich Jasper. Als er seine Hand an meine Wange legte nahm ich sie in meine und gab ihm einen langen Kuss. Ich löste mich kurz und flüsterte an seine Lippen: Ich liebe dich. Sicher, das wusste er, aber es ist immer wieder schön es laut zu sagen. Und zu hören ...

Ein lächeln zauberte sich auf meine Lippen als ihre Stimme an mein Ohr drang. Sie klang klar und sanft wie Sommerregen. Ich beugte mich leicht zu ihr runter und hauchte ihr ins Ohr: Ich liebe dich auch. Dann küsste ich sie nochmal lange, ehe ich meinte: Und Ma'am, sie stehlen andauernd meinen Text. Ich lachte und Alice stimmte ein. Sopran und Bass. Dann sah ich auf, es war weit und breit niemand zu sehen, zu hören oder zu riechen. Das war auch gut so, schliesslich durfte uns ja niemand sehen. Wäre etwas auffällig wenn zwei "Menschen" mitten im Winter schwimmen gehen und dabei nicht frieren.

Ich ließ ihn los und fing an mich bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Ich dachte wir sind zum Schwimmer hier. Ich sah ihn an und musste Grinsen, dann Tat er es mir nach und wir liefen ins Wasser. Ich umarmte ihn fest und legte meinen Kopf an seine Brust. In dieser Position verharrten wir eine Weile. Dann fing ich an die Narben an seinem Arm nachzufahren. Der Arme Jasper, was er alles durchstehen musste. Wenn ich damals schon bei ihm gewesen wäre, hätte ich alles getan um ihn zu schützen. Komme was wolle.

Ich grinste. Was die Menschen nur hatten... das Wasser war doch gar nicht kalt. Sanft schloss ich die Arme um den feingliedrigen Körper meines Engels und drückte sie an mich. Die Wellen prallten etwas oberhalb meiner Hüfte gegen meinen Körper, doch es machte mir nichts aus. Ich bin ja ein Stein, ging es mir durch den Kopf. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich ein wenig zusammenzuckte als Alice eine meiner Narben berührte. Dann entspannte ich mich aber sofort wieder. Ich sah ihr zu, wie sie begann die Narben an meinem Arm nachzuziehen. Ich fragte mich immer, was sie daran so faszinierte. Als ich einmal nachgefragt hatte, hatte sie gesagt sie wären was Spezielles. Durch sie sei ich Einzigartig. Nun ja, ich hasse sie. Und noch mehr hasse ich mein Vampirgedächtnis dafür, dass ich bei jeder wusste wer sie mir und unter welchen Umständen zugefügt hatte.
Mein Blick streifte Alices Haut. Sie war makellos, im Vergleich zu meiner. Aber eben, was konnte man dagegen machen? Sie waren da, ich konnte nichts daran ändern. Wenigstens war ich nicht der Einzige. Peter hatte auch ganz schön viele Abgekriegt, klar immer noch weniger als ich, da ich länger gedient hatte aber es waren auch ein Paar. Und Charlotte besass auch eine paar Wenige. Es gab jedoch nur wenige Vampire mit diesen Malen die überlebt hatten. Die meisten wurden von den Volturi ausgelöscht.

Er war einfach perfekt und ich zählte diese Narben nie als Makel, für mich waren sie Beweise für seinen Mut und seine Tapferkeit. Er war so still. Ich hielt inne und sah ihn in seine goldenen, funkelnden Augen. Worüber denkst du nach? Ich konnte leider keine Gedankenlesen, wie Edward, dann wüsste ich immer, was Jasper beschäftigt, aber wahrscheinlich würde ihn das nur aufregen.

Ich sah zu meinem Engel. Ich denke viel zu viel nach.., flüsterte ich und küsste ihre Stirn. Dann meinte ich: Aber gerade eben hab ich an einen Engel gedach Ich lächelte sie an und hob sie hoch. Meine Lippen hauchten ihr einen Kuss auf den Hals, kurz unterhalb des Ohres und flüsterten dann: An dich. Sie war einfach so perfekt. Es war ein Segen das ewige Leben mit ihr verbringen zu dürfen. Und ich hatte diese Ehre. Ich würde für immer an ihrer Seite sein können. Ausser es drängte sich jemand dazwischen. Aber das würde niemand schaffen, nicht mal Aro mit seiner Armee. Ich liess mich mit Alice ins Wasser sinken und tauchte in das kühle Nass ein.

Ich lächelte nur. Er war so süß. Ich drehte mich zu ihm und grinste ihn an. Wer zuerst an den Klippen dort drüben ist?! Rechts vom Strand waren Klippen ca. 100m weit weg, für einen Vampir eine geringe Entfernung, aber was soll's?! Ich wartete seine Antwort nicht ab und sprang, ich tauchte ins Wasser ein und preschte nach vorne. Ich konnte hören, wie er mir folgte und sah ihn im Augenwinkel...ich beschleunigte.

Alice war schnell, doch ich war grösser, stärker und älter. Klar, das Alter machte bei Vampiren nicht so viel aus wie bei Menschen, doch es hatte auch Einfluss. Deshalb schaffte ich es, sie einzuholen. Jedoch kamen wir wirklich fast gleichzeitig an den Klippen an. Vielleicht war ich eine Millisekunde schneller gewesen doch wenn ich ehrlich war, war mir das ziemlich egal. Es hatte schon so viele Wettrennen zwischen mir und Alice gegeben und es würde noch weitere geben, sodass ein Sieg nicht wirklich viel zählte.

Wir kamen gleichzeitigen, wie so oft. Dann kletterte ich an einer der Klippen hoch bis zu einem Felsvorsprung, dort legte ich mich hin und sah rauf in den Himmel. Es funkelten Milliarden von Sternen in einem schwarzen Meer aus Nichts. Der Himmel war klar und man konnte jeden Stern erkennen, aber vielleicht lag es auch nur an meinen Vampir-Augen. Es faszinierte mich immer wieder, wie blind ich als Mensch doch war, in jeder Hinsicht.

Auch ich erklomm wenig später den Felsvorsprung. Anders als Alice, legte ich mich nicht hin um die Sterne zu beobachten. Ich beobachtete lieber meinen Engel. Deshalb setzte ich mich nah an die Felswand und lehnte den Rücken gegen den rauen Stein. Dann liess ich meinen Blick auf ihr ruhen. Ihre nassen Haare waren verwuschelt, ihre Unterwäsche vom Wasser durchnetzt. Ich konnte die feinen Wasserperlen auf ihrem Körper erkennen. Wie gesagt, einfach wunderschön. Aber das Schönste war immer noch ihr Gesicht. Auf ihren dichten Wimpern klebten kleine Wassertropfen, ihr Mund war zu einem leichten Lächeln verzogen und ihr ganzes Gesicht hatte diesen verträumten Einduck. Einfach unglaublich schön.

Ich sass eine Weile mit ihr so da, bis ich mich erhob und meinte: Lass uns springen. Ich liebte dieses Gefühl, der freie Fall bevor man unten ins Wasser aufklatschte. Wie ein Stein, schoss es mir durch den Kopf. Ironie pur.

Ich richtete mich auf und sah ihn an. Dann müssten wir aber bis ganz nach oben klettern. Is sah das funkeln in seinen Augen, wie ein kleines Kind an Weihnachten. Ich wusste, wie er den freien Fall liebte und ich tat es auch, aber aus dieser Höhe wäre es nicht ganz so spaßig.

Ich lächelte und meinte: Natürlich nur von ganz oben!. Ich kletterte mit ihr hoch. Kaum waren wir oben, fasste ich Alices Hand und wir sprangen gemeinsam. Leider dauerte der Fall für meinen Geschmack viel zu kurz und wir tauchten bald im kühlen Nass ein. Ich lächelte, da wir ja keine Luft brauchten, konnte ich auch locker unter Wasser bleiben. Ich schwamm langsam Richtung Strand und liess mich dann ca. 10 Meter vom Strand entfernt mit der Strömung treiben.

Ich sah Jas an der Klippe hochklettern und folgte ihm. Es war sehr leicht, da ich mit wenig Kraftaufwand kleine Kuhlen in den Felsen treten oder drücken konnte. Es faszinierte mich immer wieder aufs Neue, wie stark wir waren, sogar ich, die überhaupt nicht danach aussah. Oben angekommen nahm Jasper meine Hand und wir sprangen. Trotz der Höhe war es ein sehr kurzer Fall und ich war froh, dass niemand außer uns hier war. Wären Menschen hier runter gesprungen, hätten sie es nicht überlebt. Wir tauchten in das Schwarze Wasser ein, was mit dem Himmel zu verschmelzen schien, da beides die selbe Farbe angenommen hatte. Ich tauchte vor bis zum Strand und setzte mich auf den Kies. Jasper trieb mit geschlossenen Augen auf dem Meer entlang. Es sah so vollkommen aus, wie sich das Mondlicht an seiner Haut spiegelte und das war es auch. Treib mir nicht so weit raus!, rief ich ihm zu, weil er von der Strömung immer weiter weg getragen wurde.

Ich lächelte und schwamm zu meinem Engel. Hast du Angst, dass ich nicht mehr zurück komme?, fragte ich lächelnd und legte die Arme fest um sie. Ich küsste meinen Engel und löste mich erst nach geraumer Zeit von ihr, weil ich vom Wald her ein Rascheln vernahm. Sofort durchkämmte mein Blick die Dunkelheit. Es musste ja nichts sein aber da der Vampirismus hier in Forks so sehr zugenommen hatte, musste man auf der Hut sein. Ich erkannte niemanden, kurz darauf machte es Platsch und unterhalb der Klippen tauchte jemand ins Wasser ein. Eindeutig ein Vampir doch ich konnte ihn nicht erkennen. Ich sah zu Alice. Wer schwamm denn von hier aus durchs Meer? Sag mir, dass du nicht auch denkst dass das wer von den Volturi war, flüsterte ich zu meinem Engel. Wenn jetzt die schon wieder aufkreuzten hätte ich eindeutig die Schnauze voll!

Jasper kam zu mir zurück. Natürlich hab ich Angst, dass du nicht wiederkommst. Wie sollte ich denn da die Ewigkeit überstehen? Ich erwiderte seine Küsse zärtlich Jas, nach einer Weile schreckte hoch und ich hörte es im Wald rascheln, was wahrscheinlich der Grund dafür war. Dann hörten wir, wie etwas von der Klippe ins Wasser sprang, definitiv kein Mensch. Jasper fragte mich ob ich dachte es wäre einer der Volturi. Wieso sollten sie durchs Wasser kommen?! Vielleicht ist es auch nur ein Vampir auf der Durchreise. Ich wollte einfach nicht wahr haben, dass es einer der Volturi sein soll. Wir hatten gerade erst Ruhe hier. Sie verkürzen ihre Besuchsabstände, wenn man das so nennen kann immer mehr, das ging einem ja auf die Nerfen. Ich stand auf. Wir sollten vielleicht lieber Heim gehen. Ich hob meine Klamotten auf und wartete auf Jas.

Ich lächelte und folgte ihr. Alice? Denkst du die kommen nicht durchs Wasser? Ich kann mir das nicht vorstellen, die Volturi im Flugzeug. Die kämen nicht mal durch den Sicherheitscheck, sagte ich und zog mich an. Bei der Vorstellung wie sie durch den Sicherheitscheck liefen musste ich lachen. Ich knöpfte mein Hemd zu und ging dann zu Alice. Sie war natürlich schneller gewesen und strahlte wie ein Stern am Himmel. Ich küsste sie sanft, nahm dann ihre Hand und rannte los. Der Wind strich durch meine Nassen Haare und trocknete sie, doch ich rannte nicht so schnell wie vorhin. Schliesslich hatten wir ja Zeit.