Bei den Klippen im Wald

Ich kam bei den Klippen an und blieb stehen.
Die Wucht meines plötzlichen Stopps ging durch meinen Körper und hätte sicher jedem normal menschlichem Wesen alle Knochen im Körper gebrochen.
Ich sah die Klippen empor und ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.
Dies war ein Ort, an dem selbst ein Vampir Ehrfurcht zeigte und Ruhe herrschte.
Das war schon immer mein Lieblingsort gewesen, vor Allem an Sonnenaufgängen, wenn man die Spitzen der Klippen schon in Sonnenlicht getaucht sah und darunter völlige Dunkelheit herrschte.
Ein geradezu magisches Schauspiel.
Nicht einmal Aro würde das kalt lassen, aber ich würde gar nicht erst zu lassen, dass er es zu sehen bekam.
Aro würde sterben, wenn er sich hier noch einmal blicken ließ... hoffentlich.

Bei den Klippen angekommen legte ich mich einfach hin.
Menschen kamen hier nicht viele vorbei und das Rudel würde sich nicht weiter kümmern um einen großen Wolf.
Irgendwo in der Nähe war ein Vampir, Cody wie ich bemerkte.
Ich hatte allerdings nicht die Motivation irgendwas zu sagen also lies ich es.
Generell hatte ich zu nichts Lust.
Wahrscheinlich die Nebenwirkungen der Prägung, aber was sollte ich dagegen schon tun?

Ich roch, dann hörte und als letztes sah Lucas auf die Lichtung an den Klippen kommen, allerdings schien er nicht in der Laune zum Reden zu sein, also ließ ich ihn in Ruhe.
Nichts war temperamentvoller, als ein geprägter Werwolf mit Herzschmerzen.
Ich setzte mich auf den Boden und sah weiter die Klippe hinauf.
Ein friedliches Gefühl verbreitete sich, doch wie so oft hielt dies nicht lange an.
Der Geruch eines Vampirs wurde zu mir geweht und leider erkannte ich den Geruch.
Ich sprang auf und versuchte anhand des Geruchs heraus zu finden aus welcher Richtung sie kam, aber der Wind und die natürlichen Luftwirbel, die die Klippe erzeugte machte das unmöglich.
Ich ballte die Faust, welche sofort runterkühlte und Eiskristalle bildeten sich auf meiner Haut.
Egal, wann sie aufgetaucht war, immer wenn sie es getan hatte verhieß das nichts gutes.
Eine Botin des Unglücks, das war sie.

Ich rannte durch eine öde Gegend voller Bäume, die durch das graue licht des Tages zu einer grässlichen Lebhaftigkeit erhellt wurde.
Wie ich den Tag doch hasste und Wälder waren da auch nicht besser.
Beides auf einmal war schlimmer als die Pest.
Mein Ziel allerdings war zum Greifen nah und das hielt mich davon ab ins Meer zu springen und schönere Orte auf zu suchen.
Am Rande einer großen Klippe blieb ich stehen und blickte hinunter.
Hallo Cody, hast du mich vermisst? rief ich nach unten zu dem dort stehenden Vampir.
Natürlich hatte er mich schon bemerkt, wie ich an seiner Haltung ablesen konnte, aber die Überraschung mich zu sehen konnte ich ihm auch ablesen, auch wenn die meisten das nicht sehen würden.
Ja, ich hatte Cody schon lange durchschaut und das wusste er.
Genauso, wie er wusste, dass wir beide zusammen gehörten, auch wenn er es nicht zugeben wollte.

Die Vampirin die auftauchte machte keinen Eindruck wie Cody oder Katie.
Außerdem kannte ich sie dazu nicht.
Der Wolf in mir verdrängte die Gedanken an Katie und setzte sich auf.
Wenn sie etwas falsches tun würde, wäre sie auf der Liste der Bedrohung.
Waren zwar viele Vampire, aber die die ich kannte nicht so sehr.
Cody schien die rot haarige jedenfalls zu kennen.

Abigail. knurrte ich wütend.
Vor einigen Stunden war ich zwar selbst auf die Idee gekommen, sie einmal zu kontacktieren, aber wirklich vor gehabt hatte ich das nicht.
Sie war zu gefährlich, zu unberechenbar.
Was willst du hier? fragte ich sie feindseelig, die Hände noch immer zu Fäusten geballt.
Die Temperatur um mich herum fiell weiter ab und Frost bildete sich auf dem Boden.
Würde sie auch nur eine falsche Bewegung machen würde ich ihr den Kopf abreißen und das konnte man wörtlich nehmen.
Zu viel hatte sie mir bisher schon weg genommen, zu viel hatte sie schon zerstört.
Mich nannte man herzlos oder grausam, aber im Vergleich zu Abby war ich ein opferbereiter Held.

Ich strich mir eine Strähne hinter mein Ohr, die der Wind in mein Gesicht wehte und lächelte ihn bitter süß an.
Du weißt genau, was ich will Cody, oder besser Claiton.
Ich sprang von der Klippe landete unversehrt neben ihm.
Ich habe nie verstanden, warum du deinen alten Namen abgelegt hast Clai.
Wovor rennst du weg?
Ich ging beim Sprechen langsam um ihn herum, bis ich hinter ihm stand und legte eine Hand auf seine Schulter.
Etwa vor mir? flüsterte ich ihm fragend ins Ohr.
Mein Blick wanderte kurz zu dem Werwolf, der ebenfalls anwesend war, aber er schien allein und aus irgend welchen Gründen nicht sonderbar gut drauf zu sein.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Claiton und lächelte mein übliches Lächeln.

Ich beobachtete die zwei schweigend.
Mittlerweile hatte Aaron gecheckt dass irgendwas war und sich zu mir gesellt.
Was ist da los?, fragte er mich in Gedanken.
Ich hab keine Ahnung. Wir bleiben erstmal hier, verstanden?
Aaron knurrte zustimmend und sah den Vampiren zu.
Cody schien diese Abigail ja nicht wirklich zu mögen.

Vor dir? fragte ich verächtlich.
Schneller als das Auge blicken konnte drehte ich mich um, packte sie an der Kehle und drückte sie an die steilen Wände der Klippen.
Als ob man vor dir Angst haben müsste.
Die Kälte ging von meiner Hand auf sie über und färbteihre Haut blau.
Das war eine meiner gemeineren Fähigkeiten, ich ließ sie von innen heraus gefrieren, nicht, dass es einem Vampir viel ausmachte.
Verschwinde wieder Abby.
Jetzt sofort!

Überrascht riss ich die Augen auf, als ich plötzlich an die Steinwand gedrückt wurde und eine beißende Kälte sich von meinem Hals aus ausbreitete.
Wütend kniff ich die Augen zusammen und starrte zurück in Claitons Augen.
Lass mich los! forderte ich mit herrischer Stimme.
Als er es nicht tat beschloss ich meine Gabe zu nutzen und das geschah wirklich nur selten.
Die Volturi wussten nichts von meinen Fähigkeiten und auch sonst kannte sie kaum Jemand, außer natürlich Claiton.
Ich ballte meine Hände zur Faust und plötzlich wurde Claiton von einer unsichtbaren Macht von mir weg gerissen und knallte gegen einen Baum.
So dankst du es mir also, dass ich den weiten Weg hier her gemacht habe, allein um dir zu helfen? fragte ich ihn wieder mit ruhiger Stimme und ging langsam auf ihn zu, während ich mir mit einer Hand den Hals rieb.

Aaron wollte eigentlich aufspringen aber ich hielt ihn zurück.
Es schien eine Sache zwischen der Vampirin und Cody zu sein.
Wieso sollten wir uns dann einmischen.
Der Wolf neben mir wurde mit jeder Sekunde unruhiger.
Sorry Lucas.
Er sprang auf und lief auf die Beiden zu.
Bleib stehen Aaron!
Ich lief ihm hinterher und konnte ihn kurz von den Beiden stoppen.

Ich keuchte auf, als ich mit dem Rücken gegen den Baum schlug und auf den Boden fiel.
Verdammt, ihre Gabe hatte ich fast vergessen.
Ich nahm eine Bewegung im Augenwinkel wahr und sah in die entsprechende Richtung.
Haltet euch raus! rief ich den beiden Wölfen zu, die jetzt dort standen.
Ich richtete mich auf und ging Abigail zu.
DU willst MIR helfen?
Wann hast du dich bitte schön entschieden dich gegen Aro zu stellen?
Als wir uns das letzte mal sahen warst du doch geradewegs auf dem Weg zu ihm.
Hast du es etwa nicht zu seinem Liebling geschafft?
Ich ballte erneut die Faust und meine Hand fing an vor Kälte zu glühen.

Tss. sagte ich und verschränkte beleidigt die Arme.
Hältst du mich für so oberflächlich Clai?
Dass ich mich für so etwas belangloses rächen will?
Nein, das ist nicht der Grund.
Ich ließ die Arme wieder sinken und stellte mich bequemer hin, um ihm zu symbolisieren, dass ich nicht vor hatte gegen ihn zu kämpfen.
Nicht, dass ich Angst vor ihm hatte, meine Gabe war eindeutig stärker als seine, aber ich war nicht hier um ihn zu töten.
Du hast Recht, ich war auf dem Weg zu ihm, doch zufälliger Weise sah ich seine...Methoden und entschied mich ihm nicht anzuschließen.
Stattdessen wollte ich wieder zu dir, doch wie ich erfahren musste hattest du einen Auftrag... Mein Blick wanderte kurz zu den Wölfen.
Und ich beschloss dich dabei nicht zu stören.
Jetzt bist du hier, ich bin hier und wir beide wissen, dass du Aro allein niemals besiegen wirst.
Also nimmst du meine Hilfe an Claiton Van Bate?

Ich warf Aaron einen Blick a lá "Das bereden wir noch" zu und ging ein paar Schritte zurück.
Scheinbar wollte diese Abigail Cody helfen die Volturi zu stürzten.
Allerdings kannte ich sie eben nicht.
Der andere Wolf setzte sich neben mich und sah schuldbewusst aber wachsam zu Boden.
Typisch Aaron.

Ich öffnete meine Hände wieder und das Glühen verschwand, ebenso, wie die Kälte, die sich um mich herum gebildet hatte.
Wird auch Zeit, dass du es merkst Abby. sagte ich noch immer unfreundlich.
Ich konnte zu ihr eben nicht nett sein, aber ich sie schien das nicht im geringsten zu stören.
Leider.
Wenn du nur einen Menschen in dieser Stadt tötest oder einen der Wölfe auch nur provozierst zeig ich dir, dass der Vampir mit den Eishänden auch mit Feuer umgehen kann.
Verstanden?
Ich steckte die Hände in meine Jackentasche und ging ein paar Schritte auf die Wölfe zu, ohne Abigail aus den Augen zu lassen.
Natürlich nur, wenn die Wölfe einen weiteren Vampir hier dulden?

Ich legte den Kopf schief und lächelte ihn scheinheilig an.
Was denkst du nur von mir Clai?
Natürlich tu ich keinem von den Menschen oder den lieben Wölfen etwas.
Ich sah nun zu den Wölfen und blickte sie mit einem ausdruckslosem, kaltem Gesicht an.
Ich bin mir sicher, dass wir gute Freunde werden. sagte ich emotionslos und zuckte mit den Mundwinkeln zu einem flüchtigen Lächeln.
Diese Kälte und Emotionslosigkeit hatte ich von Claiton übernommen.
Er war genauso gewesen, als wir uns damals kennen gelernt hatten.
Doch er schien jetzt allen etwas vormachen zu wollen, wollte sympathisch und menschlich wirken indem er Emotionen vorgaukelte.
Ich machte mir nicht die Mühe.
Nein, meine Gefühle zeigte ich nur ihm gegenüber und das würde sich auch nicht ändern.

Ich verwandelte mich gemeinsam mit Aaron zurück.
Meine Laune war immer noch irgendwo im Hades, darum sah ich auch ziemlich gleichgültig aus.
So lange sie sich benimmt kann sie bleiben., sagte ich kurz.
Aaron neben mir verspannte sich kurz.
Wahrscheinlich gefiel ihm die Idee von "legalen" Vampiren in seinem Revier gar nicht.
Allerdings konnte ich es ihm nicht verübeln.
Eine durchreisende Vampirin hatte seine Cousine im Kampf getötet, seitdem war er noch schlechter auf sie zu sprechen.

Ich gebe zu, dass die Wölfe sie hier bleiben ließen machte mich zugleich wütend und zufrieden.
Ich wollte sie nicht hier haben, eigentlich wollte ich sie niemals wieder sehen, aber ich brauchte sie wirklich in diesem Kampf.
Aro wusste nichts von ihrer Gabe und das stärkte unsere Chancen
Gut .sagte ich und klatschte einmal die Hände zusammen.
Dann sind wir uns ja einig.
Komm mit. sagte ich dann zu Abigail und ging vorraus.
Ich zeig dir alles.


---> Calawah River

Du bist der Boss Clai. sagte ich und wandte mich zum Gehen
Ich schenkte den beiden Wölfen noch einen kalten Blick und lief Claiton dann hinterher.
So, dass war ja einfacher als gedacht.
Jetzt musste nur noch alles glatt laufen und mein Plan würde aufgehen.
Es war ein guter Plan und noch dazu war es nötig.
Das war es doch oder?
Ich beschloss, dass es zu spät war daran zu zweifeln und über moralische Grauzonen nachzudenken.
Es würde sich schon alles geben.

---> Calawah River

Ich sah den Vampiren skeptisch hinterher.
War es eine gute Idee gewesen der Vampirin erlauben zu bleiben?
Oder würde ich das bereuen?
Aaron hatte sich wieder in einen Wolf verwandelt, ich tat es ihm gleich.
Wir beschlossen ihnen zu folgen.
Nur für den Fall dass diese Abigail etwas falsches tat.


---> Calawah River